Warum Kanada und nicht Australien?
Nach meinem Abi wusste ich nicht wirklich, was ich studieren sollte, weshalb ich mich zunächst für ein Auslandsjahr entschied. Meine Wahl fiel auf Kanada, da fast alle meiner Cousinen und älteren Freunde nach Australien gegangen sind. Außerdem fühle ich mich in kälteren Klimazonen einfach wohler. Die Nähe zu den USA war auch ein ausschlaggebender Faktor für mich.
Meine Reisestory
Meine Reise begann direkt drei Tage nach meinem Abiball. Am 22. Juli 2018 ging mein Flug um 9:35 Uhr von Frankfurt los. Der Abschied von meinen Großeltern und Eltern war nicht leicht, aber als ich die Sicherheitskontrolle passiert hatte, überwog die Vorfreude auf mein bevorstehendes Abenteuer.
Ankunft in Vancouver und Jobsuche
Nach gut 10 Stunden Flug bin ich endlich in Vancouver gelandet. Mit dem Taxi ging es dann ins Zentrum zu meinem Hostel auf der Granville Street, wo ich die ersten paar Tage verbrachte, bis ich eine neue Unterkunft gefunden hatte. Während meiner Zeit im Hostel habe ich die ersten Bekanntschaften mit anderen Backpackern gemacht, darunter auch Lukas und Yannick. Mit den beiden habe ich mich dann auf Jobsuche begeben und wir hatten echt Glück, direkt einen Job in einem Fahrradverleih in der Nähe des Stanley Parks zu bekommen. Die Arbeit war nicht immer einfach, immerhin mussten wir tagtäglich auf knapp 500 Fahrräder aufpassen und den Kunden die richtigen Fahrräder bringen und für sie richtig einstellen. Dennoch war es eine sehr gute Zeit, in der ich viele neue Leute kennenlernen konnte, darunter auch Mathis, mit dem ich nach meiner Zeit in Vancouver noch etwas unternommen habe. Aber dazu später mehr.
Tücken der Wohnungssuche
Jetzt kommen wir erst einmal zum Thema Wohnung/Unterkunftssuche. Anders als die Jobsuche war die Suche nach einer geeigneten Unterkunft, vor allem in Vancouver, etwas, was mir immer wieder Probleme bereitet hat. Nach meiner Zeit im Hostel bin ich erst einmal in einem Airbnb im Osten von Vancouver untergekommen. Dies war allerdings anders als in der Anzeige beschrieben. Anstatt eines Einzelzimmers konnte ich mir ein ca. 10 Quadratmeter großes Zimmer mit drei anderen Backpackern teilen. Natürlich war das erst einmal ein kleiner Schock, aber rückblickend war die Zeit dort auch ganz okay.
Dann habe ich mir einen ‘Zimmer’ (Wintergarten) im Zentrum von Vancouver gemietet. Hier hatte ich mein eigenes Zimmer und einen deutlich kürzeren Weg zur Arbeit, was schon mal eine Verbesserung war. Allerdings hatte ich am Ende meiner Zeit nur Probleme mit der Vermieterin. Beispielsweise bekam ich von ihr einen Scheck für meine Kautionszahlung, der nicht gedeckt war. Dem Geld bin ich dann für meine restliche Zeit in Kanada hinterhergelaufen. Nachdem ich fast jede nicht gerichtliche Instanz durchlaufen hatte, hätte ich die gute Dame theoretisch am Ende noch vor Gericht ziehen können. Leider hat dafür die Zeit nicht mehr gereicht.
Time to hit the Road
Nach knapp drei Monaten in Vancouver wollte ich mehr von Kanada sehen. Für mich kamen zwei Optionen in Frage: Entweder zum Snowboarden in die Rocky Mountains oder zum Surfen nach Tofino auf Vancouver Island. Am Ende fiel die Wahl auf Tofino, da ich dort einen Job im Hotel Pacific Sands Beach Resort bekommen hatte. Außerdem hatte Mathis auch einen Job dort bekommen, was ziemlich cool war.
Autokauf
Natürlich kann man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Tofino fahren. Da ich jedoch wusste, dass ich nach meiner Zeit in Tofino möglichst unabhängig den Rest von Kanada bereisen wollte, brauchte ich einen fahrbaren Untersatz. Diesen fand ich in meiner letzten Woche in Vancouver: einen Ford Explorer, den ich auf den Namen “Arnold, der Teilzeitterminator” taufte. Da seine besten Tage schon hinter ihm lagen, war er immer noch recht stabil unterwegs. Zuerst war er nur dazu da, um von A nach B zu kommen, aber am Ende wurde er von mir noch zu einem Haus auf Rädern ausgebaut. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Wenn ihr mehr über Campervans und ihren Ausbau wissen wollt, könnt ihr hier vorbeischauen.
Zeit in Tofino
Bis auf die Arbeit war die Zeit in Tofino sehr spannend und abwechslungsreich. Meistens bin ich, sofern die Wellen gut waren, vor und nach der Arbeit surfen gegangen. Nach der Arbeit habe ich viel mit meinen Arbeitskollegen unternommen. Oft haben wir bis spät in die Nacht an einem Lagerfeuer am Strand gesessen oder den Sonnenuntergang von Sunset Point angeschaut. Ansonsten konnte man sich auch gut mit ein paar Bieren aus der örtlichen Brauerei oder bei der Karaoke-Nacht jeden Mittwoch vergnügen. Mit den Geschichten aus Tofino könnte ich definitiv einige Bücher füllen, aber da das den Rahmen sprengen würde, will ich hier nur ein paar Highlights erwähnen.
Ein Ereignis, das sich auf jeden Fall in mein Gedächtnis gebrannt hat, war der Sturm, der Tofino kurz vor Weihnachten heimgesucht hat. Durch umgestürzte Bäume hatten wir 2 Tage lang keinen Strom und keine Heizung. Angenehm ist diese Situation sicherlich nicht, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Und es führt einem vor Augen, wie gut wir es eigentlich haben.
Das zweite und dritte Highlight fanden jeweils im kalten Pazifik statt. Natürlich ist die erste vernünftig gefahrene Welle ein Highlight, das hier nicht fehlen darf. Nummer drei ist die Begegnung mit einigen Seehunden, die während einer Surf-Session um uns herum immer wieder aufgetaucht sind und uns beim Surfen zugesehen haben.
Surfen auf Hawaii
Nach einem kalten Winter auf Vancouver Island sehnte ich mich einfach nur nach etwas mehr Wärme und Sonne. Und welches Ziel eignet sich dafür besser als Hawaii? Im März sind wir dann von Vancouver aus geflogen. Zusammen mit meinem besten Kumpel aus der Heimat sind wir dann zwei Wochen lang mit einem Campervan auf Oahu (der Hauptinsel) herumgefahren. Natürlich waren wir viel surfen, schließlich ist es Hawaii. Abseits der Weltklasse-Wellen gibt es auf Hawaii einiges zu sehen: viele Wanderungen mit atemberaubenden Aussichten und viele Regenbögen. Ohne Witz, es gab einen Tag, an dem wir bestimmt 6 Mal einen Regenbogen gesehen haben. Nach unserer Zeit auf Hawaii haben wir spontan entschieden, nach LA zu fliegen.
Site-seeing in Seattle und LA und Camping in den Rocky Mountains
In LA haben wir natürlich den ganzen Touristenkram gemacht. Der Walk of Fame, Venice Beach und das Hollywood Sign standen auf unserer Liste. Leider hatten wir nur 5 Tage in LA und konnten nicht die ganze Stadt erkunden. LA hat einige schöne Ecken, allerdings auch einige unschöne, die man nicht immer mitbekommt (z. B. Obdachlosigkeit, die in LA ein riesiges Problem darstellt). Nach LA sind wir noch für einen Tag weiter nach Seattle geflogen, bevor wir wieder nach Kanada zurückgekehrt sind. Mir persönlich hat Seattle besser gefallen. Es gibt viele erhaltene alte Gebäude und die Stadt hat ein echt angenehmes Klima. Definitiv einen zweiten Besuch wert.
Dann bin ich erstmal in die kanadischen Rockies gefahren. Besonders im Winter/Frühling sind die Rockies mein absoluter Favorit, besonders am Morgen kurz vor Sonnenaufgang. Ich fuhr in meiner restlichen Zeit noch zweimal durch die Rockies und es war jedes Mal schön zu sehen, wie sich die Vegetation und die Tierwelt verändert hatten. Als ich das letzte Mal kurz vor meiner Abreise durch die Rockies fuhr, wimmelten die Nationalparks nur so vor Leben. Gefühlt konnte man hinter jeder Kurve die verschiedensten Tiere sehen. Mein persönlicher Favorit: Braunbären!
Ich hatte zwar nicht die Gelegenheit, in den Bergen rund um Banff und Jasper zu leben, aber solltest du begeisterter Wanderer, Skifahrer oder Snowboarder sein, solltest du definitiv einmal in deinem Leben in den Rockies gewesen sein
Fazit
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich alles nochmal genauso machen würde. Klar, ich will auch Australien irgendwann nochmal sehen, aber Kanada wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Tolles Land, tolle Menschen und über die Natur brauchen wir gar nicht reden! Natürlich gibt es immer wieder Dinge, die nicht so klappen, wie man es sich vorstellt. Aber das ist halt das Leben, so kitschig es auch klingt. Es sind auch immer die schwierigen Situationen, an denen man am meisten wächst. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich in Kanada hatte. Ich konnte viel erleben, viele Leute aus aller Herren Länder kennenlernen und zudem viel über mich selbst lernen. Am Ende meines Jahres in Kanada war ich auf jeden Fall ein Stückchen weiter. Ich wusste, was ich studieren wollte und war bereit für das nächste Abenteuer.
Meine Tipps an dich:
So, erstmal cool, dass du bis hierhin gekommen bist und dir meine Story angehört hast. Jetzt habe ich noch ein paar Tipps für dich, falls du gerade überlegst, ein Auslandsjahr zu machen.
Also, egal ob du nach Kanada, Neuseeland oder Australien gehst, du wirst es auf jeden Fall nicht bereuen. Ich kenne niemanden, der sein Auslandsjahr komplett schlecht fand. Wie schon gesagt, es ist nicht immer einfach. Den Ein oder Anderen erwischt es mal schlimmer, aber im Großen und Ganzen hat jeder immer eine gute Zeit, die ihn irgendwie weiterbringt. Also, let’s go!
Solltest du dich schon für ein Auslandsjahr entschieden haben, aber bei der Planung noch unsicher sein, können wir dir gerne weiterhelfen. Du kannst ganz einfach ein Beratungsgespräch bei uns buchen, in dem wir deine Fragen beantworten.
Ansonsten danke für’s Zuhören und bis bald!
VG
Felix